Verhalten auf eingeschneiten Gletschern, Spaltenbergung, Gipfelanstiege mit Hilfe von Fixseilen, gehen mit Steigeisen … all das, und noch viel mehr, durften die Teilnehmer in zwei Theorieabenden und bei besten Bedingungen rund um die Franz-Senn-Hütte erlernen und vertiefen.
Bei zwei Vortreffen im Kletterzentrum wurde der Kurs, die Ziele und das benötigte Material durch die zwei Übungsleiter Flo und Berni vorgestellt. Alpine Gefahren, Routenplanung mit Hilfe der Snowcard und des Lawinenmantras wurde wiederholt und besprochen. Schnell ging es aber praktischer weiter und die ersten Flaschenzüge zur Spaltenbergung wurden aufgebaut und erklärt.
Materialvertrauen und Material kennenlernen hieß es dann beim zweiten Treffen in Karlsruhe. Wir Kursteilnehmer, in diesem Jahr, bedingt durch Absagen, eine reine Männertruppe, haben an der Kletterwand mit Hilfe von Prusikknoten und Gardaklemme die Selbstrettung aus einer Gletscherspalte, sowie das sichere Abseilen gelernt und wiederholt.
„Was so eine dünne Reepschnur doch alles aushält„
Dann startete endlich die Tour. Nach einer frühen Ankunft in Seduck im Stubaital am Donnerstag Morgen, ging es mit Fellen unter den Skiern und vollem Gepäck hoch zur Franz-Senn-Hütte (2147 m). Dort angekommen, blieb noch genug Zeit um an einem Geländeabsatz, in der Nähe der Hütte, bei strahlender Sonne und reichlich Schnee die lose Rolle in zwei Seilschaften zu üben. Vor allem die Verwendung des eingegrabenen Pickels als Fixpunkt konnte dort super getestet werden.
Die Tourenplanung für die nächsten Tage wurde immer am vorabend von uns übernommen. Bei sieben Teilnehmern wurden zwei Gruppen gebildet, welche abwechselnd von Flo und Berni bei der Planung und am nächsten Tag natürlich bei der Durchführung begleitet wurden.
Eine geringe bis mäßige Lawinengefahr, durchgehend Sonnenschein, genügend und gut gesetzter Schnee und natürlich eine hochmotivierte Gruppe waren beste Vorraussetzungen für die schier endlosen Tourenmöglichkeiten rund um die Franz-Senn-Hütte.
Folgende Touren wurden unternommen:
- Vorderer Wilder Turm ( 3177 m), Aufstieg und Abfahrt über den Berglasferner, im Aufstieg angeseilt gehen auf vergletschertem Gelände, Besteigen des Felsgipfels mit Hilfe von Fixseil und Seilgeländer sowie Einsatz von Steigeisen im Fels, Abseilen vom Gipfel zum Skidepot, Abfahrt über Nordosthänge trotz vielen Spuren noch sehr gute fast Powdermässige Verhältnisse
- Aufstieg zur Turmscharte (3126 m) über den verborgenen-Berg-Ferner mit kurzem Abstecher zum Skidepot (3220 m) des Schrändele, hier Aufstieg und Abfahrt in einem Hang über 45°, an der Turmscharte Vorstieg und Fixseil in kombiniertem Gelände, Abfahrt über den Turmferner mit schwieriger Einzelstelle durch eine engere Rinne, dort freie Abfahrt oder gesichertes Ablassen mit Hilfe von einem Stand oberhalb der Rinne
- Innere Sommerwand (3122 m) über Sommerwandferner, Skidepot an der Kräulscharte (3069 m) von dort leichte Gratkletterei mit Hilfe von Fixseil und Seilgeländer bis zum Gipfelkreuz, bei der Abfahrt Entdeckung von größtenteils unberührten Nordhängen im östlichen Teil des Tals, beste Tiefschneebedingungen
- Östliche Knotenspitz (Kreuzspitz 3084 m), über Knotenspitzferner, mit vollem Gepäck unterwegs, da letzter Tag, Skidepot am Ende des Ferners, dann steiler Aufstieg durch eine Rinne bis zum Kamm, von dort auf dem Grat bis zum Gipfelkreuz, Wieder beste Schneebedingungen bei der Abfahrt in den Nordhängen, kurzer Gegenanstieg zur Oberrissscharte (2465 m) von dort Abfahrt ins Tal durch immer nässeren Schnee und kurzen Wald/ Gestrüpp Passagen, am Ende ausfahren des Tals auf dem Ziehweg bis zu den Autos
Einen Platz für Regeneration und Erholung bot die Franz-Senn-Hütte, welche nicht nur mit leckeren Essen, Nachschlag und feinstem Zirbenschnaps, sondern auch mit einer wunderbaren Sonnenterasse aufwarten kann.
Sogar ein paar Ersatzski konnten nach einem Skibruch ohne größere Probleme beim Hüttenwirt für die letzte Tour ausgeliehen werden.
Schöne Aussichten auf die Umliegenden Berge im Gebiet, wie zum Beispiel Ruderhofspitze, Schrankkogel, östliche Seespitze... sowie Ausblicke auf den Stubaier Hauptkamm rund um das Zuckerhütl waren eine große Genugtuung.
Ein super Kurs in einer tollen Gruppe, welcher Lust auf weitere Skihochtouren, nicht nur in dieser Region macht.
Justus Effenberger