Um fünf Uhr früh schnurrte der Benzinkocher im Hochlagerzelt. Schließlich mussten wir ja Schnee schmelzen für unser Frühstücksgetränk. Keine leichte Aufgabe bei 13 Grad minus vor dem Zelt.
Aber schon um 6:30 Uhr konnten mein Sohn Thomas und ich das Zelt verlassen und standen nach etwa einer Stunde Gletschermarsch am Fuß der Westwand des Nevado Perlilla - in der Cordillera Blanca von Peru.
Dann begann ein kräftezehrender komplizierter Aufstieg. Zuerst in fast bauchtiefem Schnee, dann durch die 55 Grad steile Westwand, bei bald mal hartem, bald mal weichem Schnee. Sogar über kurze Blankeis-Abschnitte, wo die Steigeisen gute Arbeit leisten mussten.
Nach etwa der Hälfte des Aufstiegs kamen wir an eine quer durch die Wand ziehende Gletscherspalte, wo wir endlich mal verschnaufen konnten. Hier machten wir Pause, drehten uns um nach außen und setzten uns zum Vespern auf die Unterlippe dieser Spalte. Unter uns das weite etwa 35km² große Gletscherplateu mit unserem kleinen Zelt.
Das Plateau ist umrahmt von den Nevados Qopap I, II, III, IV und V, alle über 5000m hoch. Tage zuvor wurden diese, bis auf einen, von unseren Bergkameraden erstiegen.
Unser weiterer Aufstieg war kein bisschen leichter, aber nach acht Stunden standen wir in tiefem Schnee auf dem Nevado Perlilla in 5587m Höhe.
Unsere Route durch die Westwand war eine Erstbegehung.
Der Abstieg auf gleicher Route gelang wesentlich leichter und schneller, sodass wir um 18 Uhr wieder am Hochlagerzelt waren. Das war wichtig, denn nur wenig südlich des Äquators wird es früh dunkel.
Auch heute noch, nach 41 Jahren, denke ich gerne an diese Tour zurück.
Hans Speck