Was gibt es Schöneres als Karlsruhe bei zehn Grad und Nieselregen zu verlassen und in die verschneite Bergwelt der Alpen zu fahren? Circa vier Stunden später, als wir aufgrund gesperrter Straßen, Tunnels und Pässen am Straßenrand im Schneechaos feststeckten und frierend mit den Schneeketten kämpften hat sich so mancher wahrscheinlich nach seinem warmen Wohnzimmer gesehnt.
Merke: Auch bei der Anreise sollte man immer warme Klamotten griffbereit haben!
Auf jeden Fall waren wir froh, dass wir unser Apartment in Sur noch vor Mitternacht erreichten. Im Vergleich zu den üblichen Alpenvereinshütten war unsere Wohnung fast schon luxuriös, über zwei Etagen mit zwei Bädern und (teilweise) Fußbodenheizung und das Ganze für unglaubliche 280 CHF für drei Übernachtungen (insgesamt, nicht pro Person!). Wir haben uns die ganz Zeit gefragt, wo der Haken dabei ist und keinen gefunden!
Am ersten Tag stellte sich die knifflige Frage, was bei dem vielen Neuschnee überhaupt möglich ist. Aus der Lawinenwarnstufe 4 haben wir dann das Beste gemacht und uns Liftkarten für das kleine Skigebiet in Bivio gekauft. Auf der Piste (oder etwas neben dran) haben wir uns für die kommenden Tage warm gefahren und den Meter Neuschnee bei Sonnenschein genossen. Dass von 3drei Liften zunächst zwei gesperrt waren hat die Variationsmöglichkeiten allerdings doch etwas eingeschränkt. Zudem wurde der Schnee gegen Mittag immer schwerer, so dass wir bald den Einkehrschwung ins Cafe „Roccabella“ machten und dort die Liegestühle in Beschlag nahmen. Abends hat sich dann das Kochteam I an die Arbeit gemacht und unter der fachlichen Leitung von Harald wurde ein köstliches Curry zubereitet.
Am Samstag hat sich die Lawinenlage etwas entspannt und bei Lawinenwarnstufe 3 konnten wir Richtung Piz dal Sasc aufbrechen. Dieser befindet sich südlich von Bivio in relativ flachem, weitläufigen Gelände Richtung Septimerpass und dann Richtung Lunghinpass. Schon kurz nach dem Start deutete das unglückliche Gesicht von Martin darauf hin, dass irgendwas mit der Ausrüstung nicht stimmte: “ich hab den Eindruck, das sind nicht meine Schuhe heute”- so seine Worte. Da eine Verwechslung ausgeschlossen war, wurde der Aussage wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Leider war das Wetter nicht mehr so schön wie am Vortag und beim (moderaten) Anstieg Richtung Pass wurde die Sicht immer schlechter. Während der Mittagspause kurz unterhalb des Gipfels haben wir beschlossen umzukehren. Gesehen hätte man eh nichts und der Schnee wurde leider auch nicht besser. Eine Inspizierung von Martins leidenden Füßen ergab zwei riesengroße Blasen. Der Grund zeigte sich dann auch sofort- richtige Schuhe aber Innenschuhe am falschen Fuß! Dass damit eine solche Tour überhaupt möglich ist, zeugt schon von großer Leidensfähigkeit ;-)
Aufgrund der warmen Temperaturen am Vortag hat sich der schöne Neuschnee leider weitestgehend in Bruchharsch verwandelt. Die Abfahrt war dann auch keine Freude und es wurden einige Schneeproben genommen. Wie gut, dass es das Cafe „Roccabella“ mit den Liegestühlen gab. Unten war auch das Wetter wieder besser und mit Cappuccino, selbstgemachtem lecken Kuchen und Rivella war die Welt wieder in Ordnung.
Abends hat das Kochteam II passend zur Location ein original Schweizer Käsefondue zubereitet.
Am Sonntag hatte sich die Lage dann weiter entspannt und wir nahmen den Piz Scalotta, westlich von Bivio in Angriff. Das Wetter war wechselhaft aber eher besser als angekündigt und so konnten wir doch noch einen „richtigen“ Gipfel erklimmen. Für die Abfahrt hat Tobias ein paar schöne Pulverschneehänge für uns gefunden, so dass wir zum Abschluss noch einen richtig tollen Tourentag hatten. Den haben wir traditionsgemäß im „Roccabella“ bei Cafe und Kuchen ausklingen lassen.
Bernhard, Eric, Harald, Jan, Martin, Sandra und Tobias