Nach einer entspannten Anreise am Samstagmorgen treffen wir (Arno, Leon, Martin) pünktlich um 9 Uhr in Lenk bei Zweisimmen auf dem Parkplatz ein. Dort erwarten uns schon Michi und Marisa mit frischem Kaffee. Die beiden sind bereits am Vorabend angereist und haben im Bully übernachtet. Auf dem Parkplatz ist schon einiges los. Wir treffen die „Konkurrenz“ von der Powderparty Karlsruhe, die schon ziemlich ängstlich fragen, ob wir etwa auch in der Wildstrubelhütte übernachten wollen. Sie sind mit fast 10 Skitourengehern angereist und die Hütte wäre mit uns wohl recht voll geworden. Wir können die Mädels und Jungs von der Powderparty jedoch beruhigen, wir wollen ja heute im Iglu übernachten.
Unsere Zweitagestour beginnen wir mit einem sehr gründlichen Ausrüstungscheck – neben dem üblichen Skitourenequipment benötigen wir schließlich auch alles, was zum Iglubau und zur Winterübernachtung dazugehört: Schneesäge, Vier-Jahreszeiten-Schlafsack, Isomatte, Plane, Kocher, Gas und Verpflegung.
Danach geht es schon los – mit ziemlich großen Rucksäcken (Arno, Leon, Martin) oder mit ziemlich behangenen Rucksäcken (Micha, Marisa). Wir steigen zunächst über einen Feldweg in den Wald auf, welcher sich nach kurzer Zeit als Rodelbahn erweist. Da es sich dort jedoch recht komfortabel aufsteigen lässt, lassen wir uns von dem häufigen Gegenverkehr nicht stören. Weiter geht es durch ein schönes Tal in malerischer Landschaft in Richtung „Ufem Läger“. Ja, der Name ist Programm! Hier soll unser Nachtlager entstehen. Nach ca. drei Stunden Aufstieg erreichen wir dann auch das Zielgebiet „Ufem Läger“ und beginnen mit der Suche nach einem geeigneten „Bauplatz“ für unser Iglu.
Der Bauplatz muss drei Kriterien erfüllen: eine Schneehöhe von mindestens zwei Metern, eine leichte Schräge und gebundener Schnee.
Mithilfe der Sonde überprüfen wir zunächst, ob in dem Gebiet ausreichend Schnee gefallen ist. Anschließend suchen wir eine Fläche mit leichter Schräge, da so die nach unten weisende Seite den Bau des Eingangs erleichtert. Damit die warme Luft nicht aus dem Iglu entweicht, muss der Eingang zum Iglu tiefer als das Iglu selbst liegen (Wärmefalle). Aufgrund der Schräge reicht es aus, unterhalb des Iglus einen horizontalen Gang in den Schnee zu graben. Nun überprüfen wir nochmals, ob der Schnee ausreichend gebunden und zwei Meter tief ist. Dies ist für den Bau des Eingangs sowie für den s.g. „Steinbruch“ erforderlich. Wir finden schließlich eine Stelle, die uns geeignet erscheint – der Bau kann beginnen.
Am Rande sei hier noch kurz angemerkt, dass es auch noch andere Möglichkeiten für ein Winterlager aus Schnee gibt. Falls der Schnee nicht fest genug ist oder die Schneehöhe nicht ausreicht, kann alternativ zu einem Iglu auch eine Schneehöhle gegraben werden oder ein aufgeschütteter und komprimierter „Schneehaufen“ ausgehöhlt werden. Aber wir haben Glück, denn ein richtiges Iglu ist natürlich die Königsdisziplin.
Der erste Schritt für den Iglubau ist die Grundfläche des Iglus zu markieren und zu verfestigen. Dazu definieren wir mit der Sonde einen Kreis mit einem Radius von ca. 1,5 Metern und trampeln diesen fest. Für das Iglu brauchen wir nun das Baumaterial – Blöcke aus gebundenem Schnee. Diese Blöcke wollen wir in einem Steinbruch abtragen. Wir entfernen zuerst den lockeren Schnee, um unser Baumaterial freizulegen. Danach schneiden wir mit den zwei Schneesägen Blöcke der Größe 50*30*30 cm aus. Sie haben damit ein Gewicht von geschätzt 10-15 kg. Es empfiehlt sich also, den Steinbruch möglichst nahe am Bauplatz einzurichten.
Unter Arnos fachmännischer Leitung spielt sich der Bau schnell ein. Arno und Marisa stehen innerhalb des Kreises und setzen die Schneeblöcke. Micha, Leon und Martin sind abwechselnd damit beschäftigt, Blöcke zu sägen, sie zum Bauplatz zu transportieren und den Steinbruch zu erweitern. Je nach Qualität der rohen Schneeblöcke müssen diese von Arno und Marisa mal weniger (Steine wie aus dem 3D-Drucker von Michi) oder mal mehr (was-nicht-passt-wird-passend-gemacht-Steine von Martin) angepasst werden. Aufgrund einer Schwachschicht erweisen sich Schneeblöcke ab ca. einem Meter Tiefe als nicht mehr geeignet, da sie zu bröselig sind. Nachdem der erste Ring Schneeblöcke gesetzt wurde, wird parallel damit begonnen, Lücken zwischen den Blöcken mit Schnee zu füllen. Nachdem wir für die ersten Ringe sehr lange gebraucht haben, geht es zum Schluss immer schneller. Für die letzten Ringe muss jetzt in der Mitte des Iglus ein Podest aus Schnee aufgeschüttet werden – unser Iglu hat bereits eine beachtliche Höhe. Parallel zu den letzten Aufbauarbeiten gräbt Leon bereits den Eingang von der Hang abgewandten Seite schräg von unten ins Innere des Iglus.
Stolz betrachten wir unser Werk. Uns wird jedoch schnell klar, dass wir längst noch nicht fertig sind. Das Iglu ist leider für fünf Isomatten zu klein. Nun folgt der anstrengendste Teil: Um den Durchmesser zu vergrößern, müssen wir den Boden des Iglus aushöhlen und deshalb eine Menge Schnee durch den schmalen Eingang aus dem Iglu herausschaufeln. Zum Schluss wird außen viel Schnee auf das Iglu geschaufelt, um möglichst jeden Spalt abzudichten, aus dem eventuell Wärme ausströmen könnte.
Nach ungefähr fünf Stunden ist das Werk vollbracht und es beginnt bereits zu dämmern. Jetzt wird es aber höchste Zeit zu kochen! Nach köstlichen Nudeln mit Pesto und Parmesan muss jetzt noch das Nachtlager eingerichtet werden. Nachdem alle Isomatten aufgeblasen waren, wird schnell klar: Kleiner hätte das Iglu nicht werden dürfen. Gerade so passen wir zu fünft nebeneinander, aber wenigstens wird so niemandem kalt.
Nach einer schön langen Nacht geht es gut ausgeschlafen ans Frühstück. Schließlich erwartet uns ja noch eine Skitour. Es soll Richtung Fürflue gehen. Leider spielt das Wetter nicht mit und bereits beim Frühstück ist es ziemlich windig. Als wir die Fürflue erreichen, bläst der Wind nun sehr stark und auch die Sicht verschlechtert sich. Daher brechen wir den Aufstieg ab und fahren denselben Weg wieder ab, den wir aufgestiegen sind. Um dem Wind zu entfliehen, machen wir im Iglu noch eine kleine Rast und genießen heißen Tee, Schokolade und Nüsse. Nach der Abfahrt durch den Wald und über die Rodelbahn kommen wir schlussendlich wieder beim Parkplatz an. Auch wenn das Abfahren zum Schluss nicht perfekt war – die Übernachtung im selbstgebauten Iglu war für alle ein echtes Erlebnis und damit sicher ein besonderes Wochenende!
Marisa, Martin und Michi