Felle drauf, Rucksack hoch, Stirnlampe an, großer LVS-Check und los – für die meisten von uns war das am stockdunklen Ifen-Parkplatz im Kleinwalsertal in vielerlei Hinsicht Neuland. Trotzdem standen wir zwei Stunden später vor unserer tief eingeschneiten Selbstversorger-Unterkunft nahe der Schwarzwasserhütte und konnten uns über die bereits laufenden Elektro-Öfen freuen. In den meisten Hütten wäre um 22 Uhr wohl Hüttenruhe gewesen, aber wir waren höchst motiviert, sodass wir bis nach Mitternacht zwei mögliche Touren für den nächsten Tag planten. Hierbei halfen uns unsere beiden Guides Gunnar und Flo, sodass jeder den Umgang mit Karte, Planzeiger und Snowcard unter Berücksichtigung des aktuellen Lawinenlageberichts üben konnte.
Doch bevor wir die Allgäuer Berge unter unsere Felle nehmen konnten, stand am nächsten Morgen der wohl wichtigste Programmpunkt des Wochenendes an: die praktische LVS Suche. Eingeteilt in Zweiergruppen stellten alle schnell fest, dass man einige Dinge falsch machen kann, bevor die rote Tasche mit dem LVS Gerät ausgegraben werden kann. Wie fixiere ich die Sonde, sodass sie nicht beim hochziehen auseinanderfäll? Wann beginne ich mit der Feinsuche? Wo fange ich am sinnvollsten mit dem Schaufeln an? Zwei Durchgänge später und um etliche Tipps von Gunnar und Flo reicher klappte das bei uns schon recht gut und wir konnten zu unserer ersten Tour aufbrechen. Hier galt es zunächst das nur aus der Karte bekannte Gelände zu begutachten und auf mögliche Gefahrenmuster hin zu untersuchen. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Steinmandl, wobei wir uns mit der Spuranlage abwechselten. Obwohl es gar nicht einfach war, eine sichere und gleichzeitig zielgerichtete Spur zu legen, war es ein tolles Erlebnis, den Berg Kurve um Kurve zu bezwingen. Am Schluss erreichten wir über kleine Felsen zu Fuß den Gipfel, welchen wir für uns alleine hatten. Eine pulvrige Abfahrt bis direkt vor unsere Hütte zauberte jedem von uns ein Lächeln ins Gesicht. Nachmittags konnten wir an einer Sonden-Bar unser Fingerspitzengefühl beim Stochern im Schnee verbessern. Gunnar, Flo und Hanna opferten sich für uns und legten sich neben Rucksack, Ski, Holz und Schuh in das Schneeloch.
Am Abend planten wir erneut zwei mögliche Touren für den nächsten Tag, wobei wir bereits routinierter als am Vorabend waren und aufgrund der relativ flachen Topographie und LWS 2 keine allzu großen Einschränkungen hinnehmen mussten. Anschließend genossen wir den Luxus in Laufnähe der bewirtschafteten Schwarzwasserhütte zu sein und ließen dort den Abend mit Radler, Hefe und Pils ausklingen.
Am nächsten Morgen packten wir alles zusammen und starteten bei bestem Wetter in Richtung Hählekopf. Wir erreichten den Gipfel ohne Probleme und genossen anschließend jeden Schwung in einem tollen Osthang. In einer Mulde trafen wir Flo, der unter einem Vorwand bereits früher vom Gipfel abgefahren war. Plötzlich ging alles ganz schnell: „Eben ist eine Lawine abgegangen, ich habe einen Skifahrer zuletzt am Hang gegenüber gesehen und brauche eure Hilfe“; so klang Flo’s Szenario und wir konnten zeigen, dass wir die LVS Suche bereits gut beherrschten – nach ca. vier Minuten hatten wir den Verschütteten alias „rote Tasche mit LVS Gerät“ geborgen.
Somit war das Hauptziel des Wochenendes erreicht und nach einer tollen Abfahrt zurück zum Ifen-Parkplatz unser Skitouren-Grundkurs auch schon vorbei. In freudiger Erwartung, möglichst bald das gewonnene Wissen anzuwenden und darauf aufzubauen, machten wir uns zurück auf den Weg nach Karlsruhe.
Johannes Erdmann