Das Mettelhorn (3406m) macht von Zermatt aus einen eher unscheinbaren Eindruck, steht es doch im Schatten der großen Schweizer Gipfel, welche ringsherum aufragen. Aber gerade dies macht es zu einem lohnenswerten Ziel, da man einen herrlichen Ausblick in die Walliser Hochgebirgswelt erhält.
Treffpunkt war in diesem Jahr der Hauptbahnhof Karlsruhe. Mit dem Zug sind wir über Basel bis ins autofreie Zermatt gefahren und das alles ohne Verspätung. Im Zug von Visp nach Zermatt waren wir umgeben von hochmodernen Rollkoffern beachtlicher Größe internationaler Herkunft, begleitet von edel bis sportlich gekleideten Mitreisenden.
Leichter Nieselregen empfing uns in Zermatt („In der Schweiz, in der Schweiz, im Sommer da regnet’s, im Winter da schneit‘s“), der alsbald in einen kurzen und kräftigen Schauer überging. Leider war der Hauptweg zur Trifthütte über den Triftbach wegen des kürzlich erfolgten Ausbruch eines unterirdischen Gletschersees (mit viel Morändenmaterial) geschlossen. Wir wählten daher den etwas flacheren Anstieg über den Weg, welcher hinter dem Bahnhof Zermatt zunächst sanft ansteigend gegen Norden verläuft. Tiefe Regenwolken verwehrten uns leider die Aussicht auf Matterhorn & Co.
Am Berggasthaus Trift (2337m) wurden wir am frühen Abend von dem Schweizer Hüttenwirt mit sehr klaren Anweisungen willkommen geheißen. Ein bisschen fühlte man sich in Schulzeiten zurückversetzt – wenn der Lehrer unangefochtene Aufmerksamkeit forderte. Belohnt wurden wir dann mit der warmen Stube, beheizt mit einem Holzofen.
Für die Nachtruhe erhielten wir ein angenehmes 12-Personen-Einerzimmer nur für uns, je 5 Matratzen an gegenüberliegenden Wänden, und direkt unter dem einzigen Fenster wurden noch 2 Lager eingerichtet.
Am nächsten Morgen kam dann das große Erwachen, als die neuen Bergschuhe von Reiner (Größe 46) das Reißaus genommen hatten, an Füßen eines anderen bis jetzt unbekannten Wanderers. Dafür war ein anderes Paar neue Bergschuhe – eine halbe Nummer kleiner – etwas bunter – etwas unpassender – zurückgeblieben. Der Hüttenwirt war wirklich sehr besorgt und telefonierte alle anderen Hütten an. Michael versuchte noch anderen Wanderern hinterherzulaufen – es war vergebens. Reiners neue Schuhe fühlen sich wahrscheinlich nach wie vor an fremden Füßen sehr wohl.
Nach der ersten Aufregung sind wir bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel gestartet bis zu einem kleinen Hochtal, der Triftchumme auf ca. 2800m. Rechterhand erhob sich das Platthorn (3344m), das ganz nah am Mettelhorn steht. Beim Blick zurück zog uns das sich immer weiter öffnende Panorama mit dem Matterhorn in seinen Bann. Nicht viel weiter nördlich, auf dem Sattel Furggji bei 3183m eröffnete sich der Blick Richtung Osten zur Monte Rosa-Gruppe bis zum Dom (4545m) und Richtung Norden zum geringfügig niedrigeren Weißhorn mit seinen majestätischen 4506m. Nach einer kurzen Rast bogen wir nach rechts und überquerten ein flaches Firnfeld am nördlichen Gletscherhang vom Platthorn bis zum Fuß des steilen Gipfelaufstiegs. Die letzten Meter führten in steilen Kehren auf Geröll zum Gipfel auf 3406m. Belohnt wurden wir mit einem Rundumblick auf die Walliser Gletscherwelt. Der Abstieg führte uns an einem kleinen türkisblauen Gletschersee am Talboden der Bösen Tschuggen vorbei, wo die mutigen von uns ihr obligatorisches Fußbad nahmen.
Nach dem Abendessen wurde die große „Mäxle-Runde“ eingeläutet, was zur Unterhaltung der gesamten Hütte führte. Zu leise geht es dabei nie zu! Und nicht nur Pech brachte einen an den Galgen.
Punkt 22 Uhr war Hüttenruhe und unser Gemeinschaftszimmer fiel in einen tiefen Schlaf – abgesehen von wenigen nächtlichen Wanderschaften durchs Haus.
Am Sonntagmorgen vor dem Abstieg nach Zermatt verabschiedete der Hüttenwirt die Gäste noch mit einem kleinen Alphorn-Konzert, was für alle doch sehr ergreifend war. Unter fast wolkenlosem Himmel traten wir den Rückweg an, und haben ein „paar Bilder“ von Matterhorn und Alpen-Blumen geschossen. Kurz vor der Ankunft in Zermatt Dorf führte uns ein Abstecher auf 1820m zum Lüegelbach und dem schönsten Wellness-Fußbad für bergschuhmüde Füße über glatt geschliffene gebänderte Marmorkuhlen.
Auf der Rückfahrt mit dem gut gefüllten Zug ließen wir dann nochmal die Tour im Detail Revue passieren. Pünktlich kamen wir dann Sonntagabend in Karlsruhe an.
Die Mettelhorn-Besteiger:
Susanne, Gisela, Ruth, Lothar, Reinhold, Andrea, Thomas, Uli, Michael, Matthias, Thomas, Bettina, Reiner