Im Oktober machten sich die „Grauen Griffe“ auf den Weg nach Buis-les-Baronnies an der Nordflanke des Mont Ventoux in Südfrankreich. Zunächst mussten 11 Personen, 11 Reisetaschen, 9 dicke Kletterrucksäcke und 3 Fahrräder auf 3 Autos verteilt werden. Was einige Umbauten an 2 Autos erforderte.
Nach ca. acht Stunden Fahrt peilten wir einen großen Sandhaufen und eine mit rosa Wänden eng begrenzte, unendlich steile Auffahrt an. Oben angekommen wartete der Pool mit einem Begrüßungstrunk auf uns. Vor lauter Freude sprangen einige von uns gleich hinein. Bei Flori und Jutta hielt das Poolglück die ganze Woche an.
Jutta hatte alle Zutaten für Spaghetti Bolognese aus Karlsruhe mitgebracht und an diesem Abend vorzüglich zubereitet.
Frühaufsteher Volker wurde im Laufe der Woche zum Spezialisten für den morgendlichen Bäckerbesuch.
Er empfahl uns das Klettergebiet „Baume Rousse Secteur Initation 1,2 und 3“. Wir standen vor einer Felswand mit 2 Seillängen in der eine Tour neben der anderen eingebohrt wurde mit Hakenabständen von ca. 2m. „Ihr braucht mindestens 12 bis gar 20 Expressschlingen“. Ich spürte sie öfters, „die Angst der Kletterin vor dem Einhängen der letzten Exe“. Der Schwierigkeitsgrad der 19 Touren steigerte sich von links nach rechts von 4a bis 5c, mit 2 Touren im 6. Grad. So fand jedermann und jede Frau genügend passende Touren für 3-tägiges Glück.
Ach, 150 Jahre Alpenverein!
Das letzte Foto entstand in Ubrieux, einem zweiten Klettergebiet nahe Buis-les-Baronnies.
Peter W:
Denk` ich an Buis……, muss ich doch das mittlerweile etwas angestaubte Bonmot vom „Klettern wie Gott in Frankreich„ aus der Sprüchekiste fischen. Aber angesichts der Klettermöglichkeiten für uns „Graue Griffe“ sind die Kalkriffe um Buis les Baronnies wirklich ein Geschenk des Himmels (siehe oben)! Beaume Rousse und Ubrieux, beide ca. 10 – 15 min vom Ort entfernt, warten mit jeweils etwa 20 Touren in den Graden 4 und 5 (UIAA) auf. Alles perfekt abgesichert und mit Umlenkungen ausgerüstet. Dem angstgeplagten Pfalz- oder Battertkletterer gehen die Augen über ob der Unzahl an Bohrhaken. Aber, mal ehrlich: wem`s zu viel ist, wird von Keinem gezwungen, jeden zu clippen und es ist einfach fair gegenüber Schwächeren, auch denen die Möglichkeit zu bieten, eine schöne Route zu genießen! Mir fehlen die Psychobohrer aus der fernen Heimat nicht!
Zur Sache: Beaume Rousse bietet leicht geneigtes, teilweise mit leichten Wasserrillen und vielen Querrissen leicht gestuftes Gelände, Der Zustieg vom Parkplatz (mit WC-Häuschen) beträgt ca. 10 min, ist aber mit Inklusionsleuten schwer, mit Rollifahrern gar nicht zu schaffen. Ab 10 Uhr liegt der Fels bis zum Abend in der Sonne und der Blick reicht über unzählige Massive bis zum Mont Ventoux.
Ubrieux: ca. 10 min Auto, aussteigen und loslegen. Gleich beim Parkplatz (ebenfalls mit WC), der auch für ein Picknick gut geeignet ist, beginnen die ersten Routen. Leicht geneigtes bis steiles Gelände in bestem Kalk und auch eine größere Anzahl an Touren für unsere Paraclimber. Die Nähe zur Straße fällt wegen fehlendem Verkehr nicht ins Gewicht.
Einen kleinen Abstecher machten wir auch noch in ein etwa 30 km entferntes Massiv bei Bédoin (Radbegeisterte stöhnen auf), wo wir nach gefühlten 60 min toller Wanderung eine komplett andere Variante des Kalkkletterns kennen lernen durften. Als hätte sich der gute Meister Dali hier ausgetobt ragen riesige, mit großen und kleinen Taschen und Spalten versehene Elefantenbuckel aus den Bäumen und bieten ein Reihe toller Kraxeleien; viele aber in den eher höheren Graden. Trotzdem eine klasse Erfahrung!
Alles in Allem: Südfrankreich ist eine (Kletter-) Reise wert. Besonders wenn man in einer so tollen Gruppe unterwegs sein darf!
A la Prochaine!
Unsere Planungen sahen einen Kulturtag vor:
Günther und Flori suchten die Dinos. Leider hatten sie sich zum Ende der Saison schon eingeschlossen. Doch die Tropfsteinhöhle von Orgnac nahe des Vallon Pont-d´Arc an der Ardèche empfing sie in steinzeitlicher Atmosphäre.
Alle anderen besuchten Vaison la Romaine, ein auf die Römer zurückgehendes mittelalterliches Städtchen mit allen Schönheiten einer Provencesiedlung.
Der Markt fiel auf Grund des morgendlichen Platschregens sehr dünn aus. Dafür beeindruckten Jutta, Gerd und mich das römische Theater und die Statuen umso mehr.
Bei diesem Bild fühlte sich der römische Aristokrat doch wohl nicht ganz ernstgenommen und trat mir hinterrücks ins Kreuz. Sodass ich am nächsten Tag an Hexenschuss leidend, lieber mit Gerd eine Rundfahrt durch das Drôme und über den Mont Ventoux machte, anstatt zu klettern. Kalt und stürmisch war´s dort droben. Aber wir wurden mit einer gigantischen Sicht belohnt, im Norden bis zu den Südalpen und im Süden bis fast ans Mittelmeer.
Am nächsten Tag brachen trotz aller Warnungen Peter und Rainer bei Kälte und Nebel mit dem Rad auf zum Monte der Radfahrer. Sie berichten besser selbst wie das war.
Wir kletterten währenddessen in Bédoin an der sonnigen aber zugigen Südseite des Mont Ventoux.
Peter Z:
Am 26. April 1336 erreichte Francesco Petrarca aus Neugier, freiwillig und "lediglich aus Verlangen" den Gipfel des Mont Ventoux, des "windigen Berges". Weil er in dieser Wanderung aber auch Naturerlebnis, Zufriedenheit und "Erregungen des Herzens" empfand, wird er als "Vater der Bergsteiger" bezeichnet und der 26. April 1336 als "Geburtsstunde des Alpinismus". Am 17. Oktober 2019 erreichten Rainer und Peter den Gipfel des Ventoux mit dem Rad. Lausig kalt war es, nebelig, stürmisch und die Erregung des Herzens und das Auftauen der kalten Finger stellte sich erst bei einem großen Cafe im Chalet Reynard ein.
Gestartet in Ville sur Auzon ging es zunächst über die malerische Gorge de la Nesque nach Sault. Leider hat sich das schöne Wetter am Ende der Schlucht in Regen umgewandelt. Offensichtlich fanden auch die Wildschweine, die im vorletzten Tunnel der Schlucht Schutz gesucht hatten, das Wetter nicht so gut. Im Ergebnis war es dann ein interessantes Erlebnis mit einer Rotte von einem Dutzend aufgeschreckten Wildschweinen zu radeln. Den Plan in Sault auf der berühmten Mont Ventoux Terasse einen Cafe zu trinken haben wir in den Plan einfach schnell die 1800 Höhenmeter durchzufahren umgewandelt. Etwas fordernd und nicht ganz so schnell, aber schön war es trotzdem!
Die Baronnies mit ihren kleinen Straßen, wilden Schluchten, Pässen und vielen kleine alten Dörfern waren für Rainer, Peter und Peter die ideale Ergänzung zum Klettern und die Erfüllung von Radfahrerträumen.
Für den letzten Tag schlug Volker gleich zwei Highlights vor: Einen Klettersteig am Rocher de Saint-Julien und ein Mittagsmenü in provenzalischer Gourmettradition in der Auberge de la Clué.
Zuerst zur Arbeit... Nach einigen Diskussionen zum Thema Helm, Klettersteigset, Hängebrücken, Affenbrücken, Zeitdruck und Regenwetter entschieden sich Volker, Rainer und ich für die Klettersteigvariante und die anderen fürs richtige Klettern im nahegelegenen Ubrieux.
Rainers und meine Klettersteigerfahrungen waren vom Pisciaduklettersteig auf den Piz Boé in der Sella geprägt. Wir waren dann doch überrascht über die heftige Variante des Kletterns mit Hilfe von Metalltritten, Haltestangen, Sicherungsseilen und wie oben schon genannt Hänge- und Affenbrücken am Rocher de Saint-Julien. Manchmal hatten wir sogar Felsberührung. Einen bleibenden Eindruck hinterließ der Blick auf unsere Füße und weiter nach unten...
...jetzt zum Spiel. Auf dem Weg zur Auberge de la Clué in Plaisans führte uns die Straße durch einen unglaublichen Engpass zwischen zwei Felsen mit bedrohlich brodelndem Wasserdurchbruch. Hier gäbe es an den Felsen rechts und links eine weitere Kletterspielwiese für die nächste Unternehmung. Doch nun zur Auberge: Typisch provenzalische Einrichtung, gemütlich und geschmackvoll. Die Bedienung führte uns freundlich und unendlich geduldig über den Bestellmarathon hinweg. Sie beantwortete auch zum neunten Mal die gleiche Frage ...was ist...? Und wunderte sich nur innerlich über die deutsche Ahnungslosigkeit bezüglich der französischen Esskultur. Auf jeden Fall hätte ich von allem nur die Hälfte essen sollen, aber wer weiß, ob hinterher noch etwas auf den Teller kommt? Flori konnte es gar nicht glauben, dass alles was so nach und nach vor ihm aufgestellt wurde, er allein essen durfte.
Ein dickes Dankeschön an die Initiatoren der Fahrt, an Günther für die gute Idee und an Volker für die Organisation und die vielen guten Vorschläge. Ebenso ein herzliches Danke an alle Mitfahrer für die harmonische und sympathische Woche.
Eva
Elke, Jutta, Karin, Florian, Gerd, Günther, Rainer, Peter, Peter, Volker